RICHTIG CHARTERN

Teil 1 - Buchen

Richtig Chartern - aber wie?

Yachtcharter erfreut sich zunehmender Beliebtheit, was die Zuwachszahlen im Chartergeschäft eindrücklich belegen. Unter einer Vielzahl von Angeboten und Anbietern gilt es, das richtige auszusuchen. Unser kleiner Leitfaden soll Sie vor unangenehmen Überraschungen bewahren.


Welcher Anbieter?

Zunächst stellt sich die Frage, ob es sinnvoller ist, mit dem Vercharterer direkt zu verhandeln oder eine örtliche Agentur zu kontaktieren.
Beide Möglichkeiten bieten Vor- und Nachteile: Eine Agentur kennt oftmals die Anbieter vor Ort nicht, deren Angebote sie vermittelt. Renommierte Unternehmen verfügen nach Jahren im Chartergeschäft jedoch über ausreichend Erfahrung aus der Vergangenheit und haben kein Interesse Sie an einen unseriösen Anbieter zu vermitteln. Häufig wird hier auch ein Sicherungsschein für Ihre Anzahlung ausgestellt. Dieser Sicherungsschein greift aber nur bei Zahlungsunfähigkeit der Agentur. Sollte der Anbieter vor Ort Pleite gehen, gehen auch Sie in der Regel leer aus.
Bei direktem Abschluss des Vertrages mit einem Vercharterer vor Ort sind manchmal Sonderkonditionen zu bekommen. Hier stellt die Sprachbarriere häufig noch eine Hürde dar, die gemeistert werden will.

Daß es bei Agenturen wie auch bei Vercharterern schwarze Schafe gibt soll hier nicht verschwiegen werden. Allerdings ist deren Zahl verschwindend gering, so daß Sie durchaus Vertrauen zu Ihrem Vertragspartner haben dürfen. Im Dialog stellen Sie sehr schnell fest, ob Ihr Gesprächspartner weiß, wovon er spricht und vielleicht sogar schon einmal eine Yacht von innen gesehen hat.

Bei Blendern und Super-Geiz-ist-geil-Angeboten ist immer Vorsicht geboten. Geradezu beispielhaft steht hier BLU-BALU. Dieses Unternehmen hatte mit Events, bunter Werbung, ebenso freundlichem wie auch größtenteils inkompetenten Personal geglänzt. Allerdings konnte all dies keine seriöse Arbeit ersetzen und das Ende in Form einer Insolvenz musste kommen.


Yacht und Charterbasis

Die Wahl der Yacht und der Charterbasis ist der nächste Punkt, der wohl überlegt sein will.
Zunächst stell sich die Frage, welcher Teil der Küste befahren werden soll. Sie sollten sich hier nicht zu viel vornehmen, da ein gewisser zeitlicher Puffer einkalkuliert werden muss. Nach getroffener Wahl steht nun die Auswahl der in Frage kommenden Charterstützpunkte an.
Die damit zusammenhängende Anreise darf nicht übersehen werden. Große Entfernungen zum Flughafen verursache hohe Transferkosten und nicht unerheblichen Zeitaufwand. Selten liegt ein Flughafen wirklich in der der Nähe der Stadt, deren Namen er trägt. So findet sich der Flughafen Rijeka auf der Insel Krk, der Flughafen Split bei Trogir...

Nachdem dieser Punkt geklärt ist geht es an die Auswahl der Yacht. Zunächst hängt ihre Größe von der Größe der Crew und deren Platzbedarf ab. Auf keinen Fall sollte der Salon als Schlafmöglichkeit einkalkuliert werden. Eine überzählige Koje als Stauraum für Reisetaschen, Sportgerät und vieles mehr verringert das Gefühl der Enge, das für nicht wenige ein erst zunehmendes Problem darstellt.

Was die Ausstattung der Yacht anbelangt sind sich die modernen Großserienyachten sehr ähnlich. Bimini und Cockpittisch gehören ebenso zum Standard wie ein Dinghi. Der Außenborder muss in den meisten Fällen separat gemietet werden, womit wir bei der Liste der zusätzlichen Kosten wären. Zum eigentlichen Charterpreis kommen noch Transitlog, Endreinigung, Parkgebühren für den PKW und eine Gebühr zum Verlassen der Kroatischen Gewässer hinzu, wobei lediglich letztere fakultativ ist.
Vergleichen Sie immer die Gesamtkosten, da bei einigen Vercharterern keine Extrakosten anfallen, sondern im Charterpreis bereits inkludiert sind.
Da wir gerade über Kosten sprechen - eine fachmännische Wartung kostet Geld. Eine gut gewartete, aber ältere Yacht muß nicht das schlechtere Angebot sein, sondern ist einer heruntergekommenen, fast neuen durchaus vorzuziehen.

 

Richtig Anfragen

Ein ganz diffiziles Thema stellt die Anfrage bei der Agentur oder Charterbasis Ihrer Wahl dar. Manche Kunden fragen nach den selben Yachttyp zeitgleich bei verschiedenen Charteragenturen an. Was machen nun diese? Jeder versucht auf die angefragten Yachten eine Option zu bekommen, um diese Yachten für den Mitbewerber zu blockieren. Diese Option gilt in der Regel eine Woche. Beim Anbieter vor Ort entsteht der Eindruck, daß momentan gerade dieser Yachttyp besonders gefragt ist. Somit ist er kaum zu Zugeständnissen bereit. Sie haben sich hier durch übertriebenen Aktionismus ein klassisches Eigentor geschossen! In der Ruhe liegt die Kraft! Geben Sie der Agentur Ihres Vertrauens ausreichend Zeit, für Sie die ideale Yacht zu optimalen Bedingungen zu finden.
 
Versicherung
Nachdem Sie nun Ihren Chartervertrag in Händen halten sollten Sie sich umgehend Gedanken über eine sinnvolle Versicherung machen.
Generell ist es so, daß der Skipper für (fast) alles verantwortlich ist, was die Crew anrichtet. Eine Skipperhaftpflicht sollte daher unbedingt abgeschlossen werden. Da die Kaution schon mal ein paar Tausender ausmachen kann, sollten auch Überlegungen angestellt werden, ob nicht auch eine Kautionsversicherung sinnvoll wäre.
Es gibt solche und solche Versicherungen - wählen Sie die richtige. Eine kleine Hilfe bietet hier unsere Rubrik "Versicherung", in der das gesamte Versicherungsspektrum ausführlich vorgestellt wird. zur Rubrik
Nun ist lediglich noch die Anzahlung zu leisten, die Versicherungspolice zu bezahlen und, häufig die anteiligen Kosten von den Crewmitgliedern einzusammeln.

Gehen Sie jetzt zum gemütlichen Teil über: Die Planung des Törns. Bereits in wenigen Monaten werden Sie an Bord gehen.
Träumen Sie von Vino, Cevapcici und Ribe na Razu, der kleinen Konoba - lauen Nächten - einer erfrischenden Brise und Schwimmen im kristallklaren Wasser.

Bevor Sie sich auf die Anreise machen, versäumen Sie nicht den Teil 2 zu lesen.     


Teil 2 - Anreise und Übernahme der Yacht
 
Ankunft am Charterstützpunkt
Dieser befindet sich im Regelfall in einer Marina. In der Saison ist der Eingang bewacht. Dieser freundliche Wächter reicht Ihnen ein Parkticket (5-10 Euro pro Tag) oder nimmt der Crew gleich alle Pässe ab, die, nach erfolgreicher Abmeldung an der Rezeption wieder in Empfang genommen werden können. Oftmals ist auch Ihr Charterunternehmen bei diesen Formalitäten behilflich.
 
Wo ist "meine" Yacht?
Natürlich ist die gesamte Crew bereits auf die gebuchte Yacht gespannt und strebt kollektiv zu den Stegen, um diese schon mal von Außen zu besichtigen. Natürlich hat die letzte Crew bereits am Freitag die Marina erreicht, der Check-out findet aber traditionell am Samstag statt. Sobald die Yacht geräumt ist und eventuelle Reparaturen erledigt sind, kommt der Reinigungstrupp und macht sich nach einander über alle Yachten Ihres Unternehmens her. Bis die letzte Yacht gereinigt ist kann schon die eine oder andere Stunde vergehen.
 
Check-in im Büro
Zunächst wird daher der Skipper ins Büro gebeten um seine Führerscheine vorzuzeigen, das Transitlog zu entrichten und natürlich die Kaution zu hinterlegen. Es empfielt sich, die Kaution per Kreditkarte zu bezahlen. Günstig ist, wenn jedes Crewmitglied (bei kleineren Crews) seinen Anteil separat entrichtet. So muß nach unversehrter Rückgabe  der Charteryacht lediglich der Schein vernichtet werden. Hier erhält der Skipper auch die durch den Hafenkapitän abgestempelte Auslaufgenehmigung, die vielfach bereits vorbereitet vorliegt.
 
Check-in auf der Yacht
Nachdem nur noch wenige Tropfen und Pfützen auf "Ihrer" Yacht an die stattgefundene Reinigungsorgie erinnern, kann nun endlich der Check-in beginnen.
Sie sollten zuerst den kompletten Check-in, mit Überprüfung der Yacht vorgenommen haben, bevor das erste Gepäck seinen Weg an Bord findet.
Ein Mitarbeiter des Charterstützpunktes erklärt Ihnen die Bedienung Yacht und zählt, allerdings nur in Ausnahmefällen, Besteck, Gläser und Teller. Fragen Sie nach Reserve-Impeller und Keilriemen, und wie diese gewechselt werden. Ist das nötige Werkzeug an Bord? Darauf hin werden Sie mit einer umfangreichen Inventarliste alleine gelassen um selbst alles zu überprüfen.
 
Überprüfen der Yacht
Diesen Teil des Check-ins sollten Sie äußerst sorgfältig durchführen um spätere Probleme zu vermeiden.
Die Überprüfung der Inventarliste nimmt nicht allzu viel Zeit in Anspruch, dafür sollte auf den Rest ausreichend Zeit verwendet werden.
 
Nasszellen
Überprüfen Sie ausgiebig die Funktion aller WCs, Absperrventile und, falls vorhanden die Umschaltventile für den Fäkalientank.

 
Bilge
Ist die Bilge trocken? Zeigen sich Brüche im Laminat? Funktioniert die Bilgenpumpe?
Durch die umfangreiche Putzaktion kann sich auch etwas Wasser in der Bilge gesammelt haben - ein "Geschmackstest" schafft Klarheit.
 
Motoröl
Ist der Ölstand ausreichend, oder hat die letzte Crew den Motor mit zu wenig Öl gefahren? Wenn ja, sofort ins Übergabeprotokoll aufnehmen.
 
Kochstelle und Kühlbox
Zunächst wird dir Kühlbox eingeschaltet und überprüft, ob der Kompressor anläuft. Jetzt werden alle Kochstellen probeweise aktiviert. Dabei schadet es nicht einen prüfenden Blick auf den Gasschlauch zu werfen. Nachdem die Tests der Kochstelle beendet sind, sollte auch das Kühlelement in der Kühlbox merklich kühler sein.
 
Tanks
Funktioniert die Anzeige aller Tanks? Sind die Wassertanks auch wirklich voll?
 
Beleuchtung
Nachdem die Innenbeleuchtung auf Funktion überprüft wurde folgt der Test der Außenbeleuchtung. Alle Positionslichter werden eingeschaltet und an Deck auch Funktion überprüft. Leider ist bei Tageslicht das Topplicht nur schwer auszumachen. Falls vor dem Auslaufen noch eine Nacht an Bord verbracht wird, kann dies abends nachgeholt werden.
 
stehendes Gut
An Deck gibt es auch noch einige Dinge, die Ihre Aufmerksamkeit erfordern. Ein kritischer Blick auf Wanten und Stagen, besonders in dem oft abgedeckten Bereich der Spanner und Terminals sollte sorgfältig erfolgen. Wenn wir schon dabei sind, den Blick in die Runde zu lenken, sollte nicht versäumt werden auch die Reling auf Beschädigung am Fuß oder im oberen Bereich zu inspizieren. Letztere kommen häufig durch Kollisionen zu Stande. An beschädigten Stellen kann auch der Rumpf einen Vorschaden aufweisen, der im Übergabeprotokoll vermerkt werden sollte.
 
Segel
Die Segel werden ausgerollt und einer Sichtkontrolle auf Schäden unterzogen.
 
Anker
Wie lang ist die Ankerkette? Überprüfen Sie die Markierungen auf der Kette, den Zustand der Kette und ob das Ende auch wirklich befestigt ist. Auf vielen Yachten ist es zweckmäßig den Anker während der Fahrt zusätzlich zu sichern, damit der pendelnde Anker kein Loch in den Bug schlagen kann.
Auch sollte ein ausreichend großer Zweitanker an Bord sein.
 
Gas
Ist eine gefüllte Reservegasflasche an Bord?
 
Steuerung und Autopilot
Bei übermäßig großem Spiel in der Steuerung werden Sie schwerlich einen geraden Kurs steuern können. Falls das Personal des Stützpunktes (was leider häufig der Fall ist) nicht in der Lage ist, das Spiel einzustellen, legen Sie selbst Hand an.
Als nächstes wird der Autopilot aktiviert und durch Drücken der Plus- oder Minustaste am Gerät geprüft, ob dieser auch reagiert.
 
Motor und Schaltung
Motor anlassen und im Leerlauf Gas geben, sollte die erste Übung sein. Danach jeweils den Vorwärts- und Rückwärtshang einlegen und kurz Gas geben. Die Kupplung sollte sauber greifen.
 
Endlich kann nun die Yacht "beladen" werden. Es hat sich als sehr praktisch erwiesen als erstes die Kühlbox bis fast unter den Rand mit (am besten Vorgekühlten) Getränken zu füllen und die Box auf höchster Stufe laufen zu lassen, solange noch Landstrom vorhanden ist. Die Masse der Getränke stellt eine hervorragende Kältereserve für die Stunden unter Segel dar, in denen der Motor keinen Strom liefert.
Nachdem nun auch nach den Lebensmitteln das Gepäck der Crew an Bord ist, gilt es lediglich noch das allgemeine Chaos zu entwirren um am kommenden Tag startklar zu sein.

Wir wünschen einen schönen Törn und immer die besagte Handbreit Wasser unterm Kiel!